Spezialcontainer und mobiles Kopplungssystem von DREHTAINER für das Teilprojekt MC4IS. Aus: Wehrtechnischer Report, April 2020, Mittler Report Verlag
Beschaffungsvorhaben wie das neue taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) fordern nicht nur den Auftragnehmer, sondern ebenso alle anderen Partner dieses Projektes erheblich. Auch DREHTAINER zählt zu diesem Kreis der ausgewählten Partner für die Entwicklung und Fertigung der Gefechtsstandcontainer im Rahmen des Teilprojektes MC4IS (Mission Command and Control, Communications, Computing Intelligence System, Gefechts- und Leitstand).
Bisher wurden Funktionalitäten wie Gefechts- und Leitstände sowie Aufklärungs- und Führungssysteme in kleinen Fernmeldekabinen, mit abgesetzten Containern oder auch aus Zeltlösungen heraus abgebildet. Container bieten – im Gegensatz zu den in der Vergangenheit verwendeten Lösungen – vielerlei Vorteile: Durch die normierten ISO-Maße, in der Regel 20 Fuß, sind sie universell einsetzbar und lassen sich plattformunabhängig auf dem Land-, Luft- oder Seeweg transportieren. Sie sind modular einsatzfähig und können leicht ab- oder umgesetzt werden, wenn dies durch taktische Lageänderungen oder den Ausfall eines Trägerfahrzeugs notwendig wird.
Durch geeignete konstruktive Maßnahmen kann für ISO-Container auch ein vergleichsweise hoher Ballistik- und Blastschutz erreicht werden. Dieser kann unterschiedliche Schutzlevel, auch abhängig von den Gewichtsvorgaben des Fahrzeugs, aufweisen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die in den Containern arbeitenden Soldaten geschützt sind und die eingerüsteten Systeme auch den Bedrohungen standhalten. Neben ballistischen Bedrohungen ist es aber vor allem die Abstrahlsicherheit, die den Schutz für die Containerlösungen des TLVS ausmacht. Das beste und technisch aufwändigste System ist nutzlos, wenn Datensignale von außen abgefangen oder gestört werden können. Eine entsprechende HF-Schirmung der Gefechtsstandcontainer ist somit unumgänglich. Ein weiterer Vorteil von Containern ist der Umstand, dass Arbeitsplätze und IT-Systeme fest in ihnen eingerüstet sind. Dadurch entfallen zeitaufwändige Maßnahmen zur Einrichtung der Arbeitsplätze und des Herstellens der Einsatzbereitschaft. Der Container als solcher bietet bereits deutlich mehr Fläche, als Fernmeldekabinen es ermöglicht haben.
DREHTAINER bietet auf alle diese Forderungen die entscheidenden Antworten. Die erfolgreiche Kombination aus hohem Schutzniveau und HF-Abstrahlsicherheit konnte DREHTAINER insbesondere bei der Entwicklung und Fertigung der mobilen F-35-Gefechtsstände sowohl für die niederländische als auch die britische Luftwaffe unter Beweis stellen. Auch die Container für das doppelgeschossige Gefechtsstandgebäude im Counter-Daesh-Einsatz der Bundeswehr wurden durch DREHTAINER geliefert und haben gleichzeitig neue Maßstäbe gesetzt.
Diese Erfahrungen sind die Grundlage für die Entwicklungen der beiden Containertypen „Basis Modul“ und „Extension Modul“ für das MC4IS. Dabei standen sowohl die Abstrahlsicherheit, als auch das anspruchsvolle Schutzniveau im Vordergrund. Die Container bieten der Besatzung des MC4IS den Raum und die Sicherheit, die zum Betrieb und zur Führung des TLVS benötigt werden. Neben dem Schutz für die Soldaten und die hochwertige Ausrüstung spielt auch die Ergonomie eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der unterschiedlichen Containertypen. Dadurch werden die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Bediener auch unter starker Belastung erheblich gesteigert. Aus diesem Grund wurde das Innendesign so ausgelegt, dass Einflussgrößen wie Lärm oder Temperaturschwankungen minimiert werden. So verfügt jeder Containertyp über getrennte Bereiche für die Bediener, Klimaanlage und Stromerzeugung sowie IT- und Kommunikationsequipment. Die beiden Containertypen sind dabei aufgrund der unterschiedlichen Verwendung verschieden ausgestattet. So bietet das Basis-Modul als vollwertiges Führungs- und Waffeneinsatzsystem Arbeitsplätze für vier Nutzer. Im Extension Modul, welches vornehmlich Planungs- und Unterstützungsaufgaben dient, sind fünf Arbeitsplätze vorgesehen.
Das Außergewöhnliche an dieser Gefechtsstandlösung ist aber, dass die Container im aufgesetzten Betrieb untereinander koppelbar sind. Zwar können beide Modulvarianten auch als Einzelcontainer verwendet werden, jedoch sieht das Konzept primär eine Nutzung von bis zu drei mechanisch gekoppelten Modulen vor, wobei die Extension-Module das Basis-Modul um weitere Arbeitsplätze und Rechnerleistung erweitern sollen. So ist es dem Bedienpersonal unter Einhaltung der Forderungen nach Schutz und Abstrahlsicherheit möglich, auch auf größerer Fläche zusammenarbeiten. Mit dieser maximalen Modularität werden zum einen die offene Systemarchitektur und Zukunftsfähigkeit für die Komponente „Gefechtstand“ erreicht. Zum anderen ermöglichen sie durch kurze Auf- und Abbauzeiten auch häufige Stellungswechsel und eine hohe taktische Verlegefähigkeit sowie schnelle Einsatzbereitschaft aller Komponenten für Einsätze von kurzer und mittlerer Dauer.
Um diese Forderung umzusetzen, findet das von DREHTAINER entwickelte mobile Kopplungssystem Einzug in das TLVS-Projekt. Wichtigste Komponente dieses Systems ist der Verschieberahmen, der zwischen dem Trägerfahrzeug und dem Container montiert wird. Der Verschieberahmen lässt sich auf jedem bereits eingeführten Fahrzeug verwenden, das für den Transport von ISO 20‘-Containern geeignet ist. Umbauarbeiten an Fahrzeug und Container sind hierzu nicht notwendig. Mittels des Verschieberahmens ist es möglich, den aufgesetzten Container in alle Richtungen zu verschieben und gleichzeitig anzuheben. So wird nicht nur der Abstand zwischen benachbarten Zellen zum Zwecke des Koppelns überwunden, auch Geländeunebenheiten, Gefälle oder Höhenunterschiede lassen sich so mühelos ausgleichen. Sind die Container zueinander ausnivelliert und aneinandergefügt, werden sie miteinander verschraubt und bilden eine zusammenhängende, geschützte und abstrahlsichere Einheit. Alle benötigten Systeme sowie Mobiliar und Equipment sind bereits fest in den Einzelcontainern installiert, so dass die Einsatzbereitschaft des Gesamtsystems binnen kürzester Zeit hergestellt ist.
Mit diesem System zum aufgesetzten Koppeln von Containern lassen sich einfach und schnell Räume schaffen, die alle Forderungen nach Schutz und Abstrahlsicherheit erfüllen, gleichzeitig aber deutlich mehr Fläche zur Verfügung stellen, als ein einzelner Container. Die Kernforderung des MC4IS nach hoher Mobilität wird durch diese technische Lösung umfassend erfüllt. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, flexibel auf taktische Erfordernisse zu reagieren und die Größe des Systems anzupassen. Die Kombination aus mobilem Kopplungssystem sowie geschützten und geschirmten Gefechtsstandcontainern unterstreicht die Leistungsstärke und zukunftsorientierte Ausrichtung des MC4IS und bildet einen wichtigen Baustein im Gesamtsystem TLVS.